Vier getunte Audi TT

Höllische Hornissen

Auto Bild Sports Cars - Nr. 6  Juni 2007
Redakteur: F. Wiesmann
Fotos: Lena Barthelmeß
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Hornissen leben untereinander in permanenter Zwietracht. Schuld sind die Gene. Ständige Hierarchiekämpfe stehen auf der  Tagesordnung.

Treffen MTM RTT 400 RS und Hohenester HS400 aufeinander, geht es ähnlich hoch her. Beider dürsten nach der Vorherrschaft im TT-Volk. Zu diesem Zweck bedienen sie sich der 3,2-Liters-V6-Aggregats. Ein Turbolader soll die Angriffslust erhöhen. Je Je 400 PS konstatieren MTM und Hohenester ihren Sprößlingen.

Ein Blick auf die beiden imposanten Insekten genügt für feuchte Hände.

MTM verpasst seinem TT ein komplettes Bodykit im Audi-R8-Look, was bei Passaten für verdrehte Hälse und geöffnete Münder sorgt. Den RTT400 Rs dabei als Blender zu sehenm wäre falsch, haben die Wettstettener doch alles gegeben, um dem Original auf die Pelle zu rücken. Der Lader bläst einem so gehörig den Marschm dass die Luftwegbleibt. Ab 3400/min werden 505 Newtonmeter erreicht und die Post geht ab. Hohe Drehzahlen liegen dem Auto werniger. Um den serienmäßigen DSG-Antriebsstrang nicht zu verknoten, lässt MTM es bei einem Ladedruck von 0,9 Bar bewenden.

Hohenester traut dem handgeschalteten Getriebe da schon mehr zu. Der Ladedruck wird beim HS400 elektronisch geregelt. So pustet der Garretlader die Luft dann mit bis zu 1,2 Bar in den Ansaugtrakt. Von Müdigkeit in höheren Drehzahlshären findet sich beim HS400 nicht die geringse Spur. Wie von einer Tarantel gestochen dreht der Motor hoch und verlangt nach einem höheren Gang. Auch wenn man mit dem Schalten kaum nachkommt, braucht der HS400 gerade einmal 4,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Das kann der RTT400 RS von MTM auch, allerdings durch eine Lauch-Control geregelt. Herscht beim 100-km/h Sprint noch friedliche Einigkeit, klafft beim Passieren der 200er-Marke zwischen dem HS400 (14,1 Sekunden) und dem RTT 400 RS (15,3 Sekunden) eine Lücke von 1,2 Sekunden.

Die Frage nach dem richtigen Getriebe ist in erster Liniedie des persönlichen Geschmacls. Uns gefällt die handgeschaltete Hohenester-Varieante besser als das Direktschaltgetriebe im MTM TT. Zwar hat MTM die Getriebeelektronik verändert und so das Drehzahllimit angehoben. An das Rennschaltungs-Feeling, wie es der  Hohenester TT bietet, kommt er aber  nicht heran.

Rennen ist ein gutes Stichwört: Die von Hohenester angebrachten Anbauteile - ein mächtiger Diffusor undeine Kühlergrillverkleidung aus Carbon, könnten auch in der DTM Einsatz finden. Der riesige Schlund unter dem Heck soll eine optimale Fahrzeugbalance auf der Rennstrecke garantieren. Allerdings kommen uns so einige Zweifel an seiner Zulassungsfähigkeit.

Der Hierarchiekampf kommt in eine heiße Phase: Was können die Über-TTs abseits des normalen Straßvenverkehrs? MTM hat fahrwerksseitig alles beim Alten belassen (Magnetic-Ride) Nur fetee 19-Zöller mit gewöhnlichen Michelin Pilot Sport 2 Straßenreifen sollen einen besseren Fahrbahnkontakt generieren - das funtioniert sehr gut. Der RTT 400 RS lässt sich präzise einlenken. Den Hang zum Übersteuern kann man mit einem Gaspedallupfer kompensieren und das Heck dreht sich schön ein. Die Bremse ist dabei über jeden Zweifel erhaben.

Kann der Hohenester TT Paroli bieten? er kann und wie! Der HS400 bringt ein Rennstrecken-Potenzial, wie wir es bisher selten erlebt haben. Der Trick; ein elektronisches Sperrdifferenzial, ein auf die Rennstrecke abgestimmtes Gewindefahrwerk und superklebrige Semi-Slicks verhelfen zu gigantischer Traktion. Mit den HS 400 kann man in Kurven aufs Gas treten, wo wir mit dem MTM TT nicht einmal daran dachten. Untersteuern? Fehlanzeige! Der Hohenester TT liegt durchweg neutral und zieht sich in die Kurven hinein. Schon die kleinsten Lenkradbewegungen setzt er in eine Richtungsänderung um. Der Nachteil: Auf Spurrillen reagiert er sehr nervös. Die standfesten Bremsen im Pizza-Format stammen aus dem RS6.

Die Rangordnung ist damit jedoch noch lange nicht wiederhergestellt. Dazu liegen die beiden Autos zu nah beisammen. Es wird also noch weitere Revierkämpfe bedürfen.

 

                       

 

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Redakteur: F. Wiesmann